Bemerkenswertes von Radermacher & Partner

Prüfungen an Bahnübergangsanlagen

Bahnübergangsanlagen sind kritische Infrastruktur-Elemente zur sicheren Kreuzung zwischen Straßenverkehr und Schienenverkehr.

In dieser Woche haben wir gemeinsam mit Anlagenverantwortlichen, Bauartverantwortlichen, Fachbeauftragten und dem regionalen Eisenbahnbetriebsleiter ausgewählte Bahnübergangsanlagen in Nordrhein-Westfalen geprüft. NRW liegt bezüglich der Anzahl der Bahnübergänge im Bundesländervergleich auf Platz drei hinter Niedersachsen und dem Spitzenreiter Bayern.

Bahnübergangsanlagen gehören zu den kritischen Infrastrukturelementen, die eine sichere Kreuzung zwischen Straßenverkehr und Schienenverkehr ermöglichen.

Die Anzahl der Bahnübergänge (BÜ) im Bereich der DB InfraGO AG ist seit Jahren kontinuierlich rückläufig. Waren es vor 30 Jahren noch fast 29.000 Bahnübergänge, so hat sich die Anzahl zwischenzeitlich nahezu halbiert.

Auch wenn Unfälle an Bahnübergängen einen sehr geringen Teil an der Gesamtzahl aller Verkehrsunfälle in Deutschland darstellen, sind die Unfallfolgen demgegenüber jedoch überproportional hoch. 2023 ereigneten sich auf deutschen Straßen ca. 2,5 Millionen Verkehrsunfälle, dabei wurden ca. 370.000 Personen verletzt und etwa 2.800 Menschen tödlich verletzt. An Bahnübergängen kamen bei rund 140 Unfällen 40 Menschen ums Leben, 170 Personen wurden verletzt. Unfälle an Bahnübergängen sind demzufolge stets mit einer erheblichen Wirkung in der Öffentlichkeit verbunden.

Die Bahnübergangsanlagen sind in verschiedenen Konfigurationen vorhanden, die je nach Verkehrsaufkommen, Geschwindigkeit der Züge und lokalen Bedingungen technisch stark variieren können. Der Anteil technisch gesicherter Bahnübergänge liegt bei über 60%. Ein Großteil davon (46%) der technisch gesicherten Bahnübergänge entfällt auf die mit Blinklichtern oder Lichtzeichen gesicherten Halbschrankenanlagen (siehe Foto). Nur 7% der Anlagen sind mit Vollschranken versehen.

Die hohe Anzahl an mit Blinklichtern oder Lichtzeichen gesicherten Halbschrankenanlagen schlägt sich bei den absoluten Unfallzahlen mit einem Wert von 70 nieder.

Um die Sicherheit zu gewährleisten, werden Bahnübergänge häufig mit zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen wie Überwachungskameras und Bewegungssensoren ausgestattet. Mit ihnen ist es möglich, unerlaubtes Überqueren und andere gefährliche Verhaltensweisen zu erkennen. Es gibt strenge Vorschriften zur Wartung und zum Betrieb von Bahnübergängen, um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu garantieren. Mit der fortschreitenden Entwicklung der automatisierten und vernetzten Fahrzeuge könnten Bahnübergänge in Zukunft intelligenter und reaktionsfähiger gestaltet werden, um Interaktionen zwischen verschiedenen Verkehrsträgern effizienter zu managen.

Die korrekte Funktion, Wirkweise der technischen Komponenten und die regelmäßige Wartung dieser Anlagen sind entscheidend, um Unfälle zu vermeiden und die Sicherheit im Verkehrsbereich zu erhöhen. Die stichprobenartige Prüfung diente auch diesem Zweck.

Abschließend sei noch klargestellt, dass bei 60% aller Bahnübergänge die Baulast bei den Gemeinden liegt. Bei insgesamt nur rund einem Viertel aller Bahnübergänge liegt die Baulast bei Kreisen, Ländern und dem Bund. Die Deutsche Bahn ist nur mit einem Anteil von ca. 2% kleinster Baulastträger. Der Baulastträger spielt eine entscheidende Rolle bei der Errichtung, Unterhaltung und Sicherung von Bahnübergängen. Die spezifischen Pflichten hängen davon ab, ob es sich bei der Infrastruktur um eine Eisenbahn- oder Straßenanlage handelt.

Der Baulastträger hat in Zusammenarbeit mit den Eisenbahnbehörden dafür zu sorgen, dass die nötigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen und unterhalten werden.