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Neuigkeiten von Radermacher & Partner

Historisch einmaliges Projekt: Ein demokratisches Experiment

Beitrag von Radermacher & Partner zum Schlichtungsprozess des Bahnprojekts Stuttgart 21, erster Sitzungstermin genau heute vor 10 Jahren

2020 ist nicht nur ein Jubiläumsjahr für Radermacher & Partner, sondern auch für das Bahnprojekt „Stuttgart 21“: Nach anhaltenden Protesten kam es im Herbst 2010 zum Schlichtungsprozess, der Voraussetzung für die Fortführung des Bahnprojekts war. Im Auftrag der Deutschen Bahn waren wir seinerzeit an der Schlichtung beteiligt.

Nach Demonstrationen und einem umstrittenen Polizeieinsatz im Stuttgarter Schlossgarten mit etlichen Verletzten verhärteten sich vor zehn Jahren die Fronten zwischen Gegnern und Befürwortern des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm mit seinem prominentesten Bauabschnitt, der Neuordnung des Bahnknotens Stuttgart – besser bekannt als Stuttgart 21. Im Oktober und November 2010 kamen Vertreter von Projektbefürwortern und Gegnern zu acht Schlichtungsrunden im Stuttgarter Rathaus zusammen. Ziel der Schlichtung war, unter dem Motto „Fakten auf den Tisch“ die Diskussion über Stuttgart 21 zu versachlichen und mit Bürgern aus der Zivilgesellschaft die drängenden Fragen zum Bahnprojekt zu erörtern.

Ein demokratisches Experiment der institutionalisierten Bürgerbeteiligung

Völlig neu war, dass der Meinungsaustausch in öffentlichen Sitzungen ausgetragen und im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen wurde. Rund 70 Teilnehmer diskutierten 65 Stunden lang, ehe Schlichtungsleiter Dr. Heiner Geißler am 30. November 2010 seinen Schlichterspruch bekannt gab: Stuttgart 21 sei, unter Berücksichtigung wesentlicher Verbesserungen, fortzuführen. Das im Schlichtungsprozess praktizierte Stuttgarter Modell wurde damals als demokratisches Experiment gesehen, heute ist die institutionalisierte Bürgerbeteiligung auf Augenhöhe Standardprozedere der Deutschen Bahn bei Großbauprojekten.

Radermacher & Partner war im Auftrag des seinerzeitigen Konzernvorstands der Deutschen Bahn für die Ressorts Technik, Systemverbund, Dienstleistungen und Infrastruktur am Schlichtungsprozess zu Stuttgart 21 beteiligt. 15 Jahre Projekthistorie inklusive der Planungsdetails aller Ingenieurgewerke des Systems Bahn waren in kürzester Zeit aufzuarbeiten und verständlich darzustellen, um die zu Recht geforderte Transparenz bezüglich der Planungsprämissen der Deutschen Bahn herzustellen.

Aufarbeitung der Projekthistorie dreht die öffentliche Meinung zu S21

Alle Fakten zur verkehrlichen Leistungsfähigkeit des Bahnknotens Stuttgart 21 und der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm, zur Ökologie und städtebaulichen Entwicklung, zur Geologie, zum Thema Sicherheit, Bauablauf, Kosten und zu Wirtschaftlichkeitsrechnungen kamen auf den Tisch. Mit Erfolg: Die öffentliche Meinung konnte durch die verständliche Aufarbeitung der ingenieurseitigen Sachverhalte gedreht werden, wie eine Studie der Universität Hohenheim belegt. Die Meinung der Befragten veränderte sich von völliger Ablehnung hin zu einer ausgewogenen Betrachtung, die Schlichtungsgespräche wurden sehr positiv bewertet, haben zur Versachlichung der Diskussion beigetragen, wurden als spannend und gut verständlich erachtet. Mission completed für die Consultants von Radermacher & Partner!

Foto: Franziska Kraufmann

2020 ist ein Jubiläumsjahr für Radermacher & Partner. Vor 33 Jahren, im Dezember 1987, wurde unsere Firma gegründet. Dies nehmen wir zum Anlass für einen ganz persönlichen Rückblick auf die vergangen drei Jahrzehnte. In „our most emotional Projects“ erinnern wir uns an besondere Beratungsprojekte und Meilensteine unserer Firmengeschichte.