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Prüfung einer sensorisch überwachten Eisenbahnbrücke
Die zweigleisige Eisenbahnbrücke über den Dortmund-Ems-Kanal bei Rheine ist seit 1909 ein eindrucksvolles Beispiel deutscher Ingenieurkunst.
Mit ihren getrennten Stahlfachwerküberbauten dient die Eisenbahnbrücke seit über einem Jahrhundert lang dem Schienenverkehr zwischen Osnabrück und Rheine. Die zweigleisige Brücke, ein Denkmal industrieller Verkehrsarchitektur, ist mehr als nur Infrastruktur. Sie dokumentiert eindrucksvoll den Übergang vom Holz- zum Stahlbau, das Prinzip des Halbrahmens mit Sprengwerk und die Bauphilosophie einer ganzen Epoche. Ihre Nietverbindungen stellen im historischen Stahlbrückenbau eine bewährte Fügetechnologie dar, deren konstruktive Auslegung sowohl hohe Scherfestigkeit als auch formschlüssige Kraftübertragung gewährleistet – und deren dauerhafte Tragfähigkeit sich durch weit über 100-jährigen Betrieb unter zyklischer Beanspruchung eindrucksvoll bewährt hat.
Heute verbindet sich hier Geschichte mit Technik der Zukunft: Instandsetzung, Monitoring und Ersatzneubau greifen nahtlos ineinander.
Trotz ihres Alters wurde die Brücke bis zuletzt modern betrieben. Im Rahmen eines umfassenden Instandsetzungsprogramms wurden gezielte Verstärkungen an Portalen,Knotenpunkten und Lagern durchgeführt. Zeitgleich kam ein dynamisches Monitoring-System zum Einsatz, welches Bewegungen, Schwingungen und Temperaturverläufe kontinuierlich erfasst:
- Beide Brückenteile sind mit Sensorik ausgerüstet und werden permanent überwacht
- Elektrische Dehnmesstreifen an Fachwerkträgern
- Wegtaster an den Lagern
- Beschleunigungssensoren in Trägermitten
- Schienensensoren zur Erfassung der Verkehrseinwirkungen
- Alle Überfahrten von Zügen werden gemessen, aufgezeichnet und automatisiert ausgewertet
- Aus Signalen der Schienensensoren werden Fahrzeuge (Lok-Baureihe, Achsanzahl, Gesamtgewicht, Gesamtlänge etc.) sowie deren Fahrgeschwindigkeiten ermittelt
- Bei Überschreiten von Grenzwerten werden unmittelbar nach der Überfahrt elektronische Nachrichten an die Anlagenverantwortlichen versendet
- Regelmäßige Erstellung von Statusberichten mit Auffälligkeiten und längerfristigen Trends aller Messdaten
Ein Beispiel für einen digital unterstützten Erhalt von Bestandsbauwerken.
Die Brücke hat das Ende ihrer technischen Lebensdauer erreicht. In zwei Jahren entsteht ein Neubau – rund 1,4 Meter höher, um dem Ausbau des Dortmund-Ems-Kanals gerecht zu werden. Das bedeutet nicht nur einen neuen Überbau, sondern auch je eine ca. 1 km lange Rampe zur Angleichung der Fahrwege – ein anspruchsvolles Projekt mit präziser Planung.
In den historischen Bauwerksakten fanden sich Abschriften von Originalverträgen von 1902, geschlossen zwischen dem königlichen Wasserbauinspektor und der Eisenbahndirektion Münster. Ein eindrucksvolles Zeugnis dafür, wie lange Infrastruktur unser Land prägt – und wie viel Verantwortung jede Generation für ihren Erhalt trägt.
Diese Brücke ist eine von rund 31.000 Eisenbahnbrücken in Deutschland. Nahezu die Hälfte davon ist bereits über 100 Jahre alt. Einige sind Ikonen – wie die Göltzschtalbrücke (1851), die größte Ziegelsteinbrücke der Welt. Die älteste erhaltene Eisenbahnbrücke weltweit, die Causey Arch in England, stammt sogar aus dem Jahr 1726.
Was sie alle verbindet: ihre beeindruckende Langlebigkeit – und die Notwendigkeit, sie mit Sachverstand und Weitsicht zu erhalten und bei Zeiten zu erneuern.
- Letzte Runde für die Techno-Classica Essen
- In Gedenken an die Motorsportlegende Jochen Mass
Ansprechpartnerin

Dr. Nina Ruppert
Senior Consultant, PR-Managerin