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Neuigkeiten von Radermacher & Partner

Unser Karlheinz und der BMW M1, Rennsportwagen der Superlative

Unser Firmengründer Dr.-Ing. Karlheinz Radermacher war in den 70er Jahren an der Entwicklung des legendären BMW M1 beteiligt.

Heute genau vor 45 Jahren am 05. Oktober 1978 wurde der Mittelmotorsportwagen BMW M1 mit der internen Bezeichnung E26 auf dem Pariser Autosalon präsentiert und von der Motorpresse als Auto der Superlative eingestuft. Für seine Entwicklung und Produktion gründete die BMW AG wenige Jahre zuvor die BMW Motorsport GmbH, auf diese Herkunft weist bis heute zu das M im Modellnamen hin.

Technik: Die Karosserie des BMW M1 ist auf einem Gitterrohrrahmen aufgebaut. Für BMW ungewöhnlich war die Verwendung von Klappscheinwerfern, die wegen der damaligen amerikanischen Vorschriften zur Lampenhöhe bei der aerodynamisch flachen Front notwendig waren. Die Straßenversion des 1.300 kg schweren BMW M1 beschleunigte mit einem Reihensechszylinder Motor mit 3,5 Liter Hubraum und 277 PS bei einem Drehmoment von 330 Nm in ca. 5,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 265 km/h. Zum Modellstart war der BMW M1 mit dieser Vmax. der schnellste Seriensportwagen eines deutschen Herstellers. Das Gruppe-4-Fahrzeug wog rennfertig mindestens 200 kg weniger und beschleunigte mit einem 470 PS Saugmotor und einem Drehmoment von 390 Nm sogar in nur 4,5 Sekunden auf 100 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 310 km/h. Der Flachschiebervergaser sorgte für aggressivere Gasannahme. Der Tank des Le Mans M1 fasste 120 Liter, im vollen Rennbetrieb lag der Verbrauch bei rund einem halben Liter pro km (Rennsportmaß). Später, als der BMW M1 nach dem Reglement der Gruppe 5 aufgebaut und weiterentwickelt wurde, erreichte die Leistung des Turbomotors850 PS und einzelne Fahrzeuge gemäß historischen Messdokumenten sogar ca. 1.000 PS. Die Höchstgeschwindigkeit des auf 3,2 Liter Hubraum reduzierten Fahrzeugs lag angeblich weit über 320 km/h, als Mittelmotorfahrzeug optimal in der Fahrdynamik, auch wenn er im Einlenkverhalten leicht untersteuerte, Obacht! Damit wäre der M1 auch heute noch annähernd wettbewerbsfähig.

Preise: 1979 kostete die Straßenversion des M1 rund 110.000 Deutsche Mark und war damit das teuerste deutsche Auto. Privatfahrer konnten den rennfertigen M1 in Procar-Version (siehe Foto, zu dieser Rennsport-Meisterschaft später mehr) für 150.000 DM erstehen. Im aktuellen Marktspiegel von Classic Data liegt der Marktwert (Handel von Privat an Privat) des zwischenzeitlich klassischen BMW M1 in der Zustandsnote 1 angeblich bei 490.000 Euro. Unser CEO kennt als zertifizierter Sachverständiger für Oldtimerbewertungen die Szene sehr genau, auch den realitätsnäheren Wiederbeschaffungswert für ein solches Fahrzeug über den professionellen Fahrzeughandel, aus einer renommierten Sammlung oder einer Versteigerung. Der Preis für ein solches Top-Exemplar mit sehr geringer Laufleistung und eventuell sogar prominentem Vorbesitz kann auch schnell mal 30 bis 100% über dem Marktpreis liegen. Beispielsweise versteigerte RM Sotheby's im August 2020 einen originalen M1-Rennwagen, der regelmäßig bei Rennen eingesetzt wurde, allerdings erst nach der Procar-Serie. Diesen BMW M1 mit der Chassisnummer 1195 kaufte der US-Rennfahrer Joe Crevier als Neuwagen. Er fuhr ihn 1981 bei den Riverside Six Hours. In zwei aufeinander folgenden Jahren fuhr er in der IMSA GT Meisterschaft und erreichte dort mehrmals Podiumsplätze. Dieser M1 wurde danach noch regelmäßig bei historischen Rennen gefahren (z.B. Le Mans Classic) und nachweislich ausnahmslos in renommierten Werkstätten gewartet. Er gilt als unkomplizierter, zuverlässiger und schneller Rennwagen für den historischen Motorsport. Das Auto wurde aufwendig restauriert und vor der Versteigerung in einen außergewöhnlichen Zustand versetzt. RM Sotheby’s versteigerte diesen BMW M1 für 913.000 US Dollar, ca. 822.000 Euro. Wäre das Fahrzeug bereits in den Procar Wettbewerben gestartet und von einem der damaligen Motorsportlegenden und Publikumslieblingen der Formel 1 Piloten gefahren worden, wäre der Preis ohne Zweifel noch einmal höher ausgefallen. Versteigert wurde zu einem interessanten Preis der BMW M1 des verstorbenen Paul Walker, bekannt aus der Film-Reihe "Fast an Furious" (https://bit.ly/46CMEPV). Als werttreibende Faktoren gelten bei Oldtimern neben Zustand und Vorbesitz u.a. die produzierte Stückzahl und die Geschichte des Modells, sowie die individuelle Geschichte des Fahrzeugs. Nur 460 Fahrzeuge wurden von Herbst 1978 bis Ende 1981 hergestellt und die Historie des M1 ist wahrlich einzigartig.

Geschichte: Das Konzept des Rennsportfahrzeugs M1 wurde im Herbst 1975 vom BMW-Vorstand beschlossen, unser Firmengründer war seinerzeit amtierender Vorstand für das Ressort Forschung und Entwicklung bei der BMW AG. Seine Kollegen und er gaben den Startschuss für die Entwicklungsarbeit eines Formel 1 Motors und die Planung eines zweisitzigen Mittelmotorsportwagens. Für die Entwicklung und den Bau der Prototypen für Karosserie und Bodengruppe war der italienische Sportwagenhersteller Lamborghini vorgesehen. Die futuristisch anmutende Stylingstudie des BMW-Chefdesigners Paul Bracq aus dem Jahr 1972 gab die Richtung für die 1976 folgende Entwicklung des BMW M1 vor. Es wurde ein M1-Projektteam aus den besten Ingenieuren von BMW und Lamborghini nominiert, unser Firmengründer Dr.-Ing. Karlheinz Radermacher war im BMW-Team am Start, sensationell. Entwicklungspartner Lamborghini geriet während der Projektlaufzeit in wirtschaftliche Schwierigkeiten und musste am 01. August 1978 Konkurs anmelden. BMW mit Unterstützung des Karosseriespezialisten Baur komplettierten die offenen Entwicklungsleistungen. Ursprünglich war der BMW M1 für den Einsatz im Motorsport geplant, nur eine Homologationsserie sollte in kleiner Auflage für den öffentlichen Straßenverkehr gebaut werden. Durch Änderungen im internationalen Reglement noch vor der Präsentation des BMW M1 erwies sich der Sportwagen als Rennfahrzeug jedoch als überflüssig, dies war der zweite Rückschlag für das Fahrzeug. Die Mehrzahl der produzierten M1 wurde dann entgegen der ursprünglichen Planung als Straßenversion an Privatleute verkauft. Als sportiver Ersatzverwendungszweck wurde für den M1 eine sogenannte Procar-Serie geschaffen, ein Rahmenprogramm der Formel 1 in Europa in den Jahren 1979 und 1980. BMW hatte einen genialen Weg gefunden, ohne den Einsatz von enormen Summen im Grand-Prix Zirkus präsent zu sein. In der Procar-Serie traten die fünf schnellsten Formel-1-Fahrer aus den Trainingsläufen mit Werksfahrzeugen des BMW M1 gegen ausgewählte maximal 15 private Fahrer dieses Fahrzeugtyps an. Die Werks-M1 waren weiß lackiert mit diagonalem BMW Motorsport-Streifen (hellblau-dunkelblau-rot) – von links vorn bis rechts hinten. Alle anderen M1-Rennfahrzeuge waren in der Gestaltung frei. Die Renndistanz betrug rund ein Drittel der Grand-Prix-Distanz des jeweiligen Formel-1-Rennens. Ausgetragen wurden die Läufe der Procar-Serie an den Formel-1-Wochenenden immer am Samstag nach dem Abschlusstraining der Formel 1. Mit den Rennen der Procar-Serie konnten sich die Zuschauer ein Bild von den fahrerischen Fähigkeiten der besten Fahrer auf vergleichbaren Fahrzeugen machen. Der Sieger des Rennens und die weiteren Platzierungen erhielten gestaffelte Meisterschaftspunkte über die gesamte Saison hinweg. Der Fahrer mit den meisten Punkten am Ende der Saison gewann die Procar-Meisterschaft und erhielt als Preis eine Straßenversion des BMW M1, sein Team einen zweiten. Insofern existieren einige wenige BMW M1 aus prominentem Vorbesitz der Rennszene. Der zweitplatzierte Fahrer und dessen Team erhielten je einen BMW 528i, der Drittplatzierte und dessen Team je einen BMW 323i. Die erste Saison 1979 gewann der dreifache Formel-1-Weltmeister Niki Lauda, die zweite und gleichzeitig letzte Saison gewann 1980 Nelson Piquet.

Unter heutigen Maßstäben wäre so eine Doppelbelastung der Fahrer durch Training und Procar-Rennen am Vortag des eigentlichen F1-Rennens sowie die Beimischung von Privatfahrern völlig undenkbar. Gerade deshalb ist dies eine großartige, legendäre Story. Noch heute finden Ehemaligentreffen der Fahrer statt (https://cutt.ly/MwvCHvhf).

Wer einmal einen gut erhaltenen BMW M1 in der Rennversion sehen möchte, dessen Procar-Folierungen Nelson Piquet als Rennfahrer ausweisen, kann uns gerne in unserem Büro in Starnberg besuchen. Dort steht ein solches Exemplar hinter Glas, - leider nur im Maßstab 1:18.

Foto: BMW Group Classic