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Neuigkeiten von Radermacher & Partner

Erster BMW 6er (E24): Schnellster Gran Turismo seiner Zeit

Heute vor 48 Jahren wurde der Kult-Klassiker der 70er/ 80er Jahre auf dem Genfer Automobilsalon der Öffentlichkeit vorgestellt.

Der Genfer Automobilsalon gilt als eine der weltweit führenden Automobilmessen, die im März 1976 noch rund 500.000 Besucher und Besucherinnen anzog. Die Jahresauftaktmesse der Automobilbranche erreichte in diesem Jahr 2024 nur noch eine Besucherzahl von 168.000. Deutsche Hersteller überließen heuer ihren Platz den chinesischen OEMs und setzen stattdessen tendenziell auf virtuelles Social Media statt auf persönliches Erscheinen auf der Ausstellung, so eine Art „Homeoffice“ für die moderne automobile Absatzwirtschaft. Um ein Fahrzeug ganzheitlich zu erleben, nutzen Menschen traditionell jedoch mindestens 80% ihrer Hauptsinne: Tastsinn, Geruchssinn, Hörsinn und Sehsinn. Wer am Messestand Kaufinteressierten dann noch kleine Snacks und Getränke kredenzt, erhält volle sinnliche Punktzahl. Vielleicht auch ein Grund, weshalb seinerzeit mehr reale Emotionen bezüglich der eigentlichen Hauptdarsteller im Spiel waren.

Die Produktion des E24 lief jedenfalls von 1976 bis 1989 mit insgesamt ca. 90.000 Einheiten, damit ist er bis heute die am längsten produzierte Modellreihe von BMW.

Sechs Merkmale des Sechser's begründen den Status als Kult-Klassiker der 70er und 80er Jahre:

  1. Historische Bedeutung: Das Modell E24 gilt als Ikone einer prägenden Epoche der Automobilgeschichte, anerkannt als weltweit schnellster Gran Turismo (GT) seiner Zeit. GTs sind für diejenigen konzipiert, die das Fahren über weite Strecken genießen möchten, ohne auf sportive Leistung und Luxus verzichten zu müssen. Die Beliebtheit von Coupés inspirierte Mitte der 70er/ Anfang der 80er Jahre nahezu die gesamte Branche. Von Alfa Romeo bis VW erschienen Modelle wie beispielsweise GTV, quattro, Capri, SEC, Manta, Scirocco, sowie 924 etc. In der breiten Palette von Coupés am Markt zeigten sich auch zahlreiche Volks-Coupés zu erschwinglichen Preisen.
     
  2. Design und Ästhetik: Der E24 zeichnet sich durch seine zeitlose Erscheinung aus. Charakteristisch ist seine markante Frontgestaltung, die mit ihrer steil vorgeneigten Nierenform die ikonische „Haifisch-Nase“ bildet. Ein besonders prägnantes Element stellt auch die Seitenlinie dar, die sich nahtlos von den vorderen Kotflügeln bis zum Heck erstreckt und eine durchgehende Flucht bildet. Diese Gürtellinie ist tief angelegt, die großzügigen Fensterflächen verstärken den Eindruck von Raum und Offenheit. Inspiriert wurde dieses Design vom renommierten Chefdesigner Paul Bracq, welcher sich von der Erscheinung des BMW E9 Coupé leiten ließ. Bracq richtete im Interieur das Cockpit fahrerorientiert aus, eine Gestaltungsphilosophie, die sich bis in die heutige Zeit als bewährt erwiesen hat. Paul Braq schufe weitere Charakterische Modelle wie Mercedes-Benz 600 W 100, Mercedes-Benz Pagode W 113, Mercedes-Benz W 108/109, Mercedes-Benz W 114/115 (/8), BMW 5er E12, BMW 3er E21, BMW 6er E24 und den BMW 7er E23.
     
  3. Technologie und Innovationen: Gerade der BMW M 635 CSi symbolisiert eine prägende Ära der Automobiltechnik. Der 2+2-Sitzer führte 1984 konsequent jenes Konzept der Hochleistungs-6-Zylinder-Reihenmotoren fort, das der legendäre BMW M1 nur wenige Jahre zuvor begründete. Das Topmodell der ersten Sechser-Reihe galt Mitte der 80er als schnellster Viersitzer der Welt, und erreichte Höchstgeschwindigkeiten wie der Porsche 911 Turbo 3.3 mit Werksleistungssteigerung. Mit 286 PS und einem maximalen Drehmoment von 340 Nm zeigte das M-Coupé beeindruckende Fahrwerte: 0-100 km/h in nur 6,5 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 255 km/h. Das Alpina B7S Turbo Coupé erreichte mit 330 PS und 500 Nm Drehmoment sogar 269 km/h. Beim M 635 CSi sorgt ein manuelles Getrag-Sportgetriebe mit fünf Gängen und serienmäßigem Sperrdifferenzial für die Kraftübertragung, zudem gab es ein verbessertes Fahrwerk und eine stärkere Bremsanlage. Technisch war der erste 6er seiner Zeit voraus, entwickelt unter der Gesamtverantwortung von unserem Firmengründer Dr.-Ing. Karlheinz Radermacher, seinerzeit F&E-Vorstand bei BMW. Während er anfangs noch auf Vergaser-Motoren setzte, kamen später ausschließlich Motoren mit Saugrohreinspritzung zum Einsatz. Die Bedeutung der Abgasreinigung durch Katalysatoren nahm zu. Moderne Elektronik, wie die erstmalige Einführung der Check Control, die vor Fehlfunktionen warnt und an Servicetermine erinnert, prägte ebenfalls das Fahrzeug und trug die Handschrift unseres Gründers.
     
  4. Produktionszahl: Die beträchtliche Gesamtfertigungszahl des BMW E24 erstreckte sich über mehrere Modellvarianten, darunter der 628 CSi, 630 CS, 633 CSi, 635 CSi sowie der M 635 CSi, wobei einige davon optional mit Katalysatoren ausgestattet wurden. Inbegriffen in diese Diversität sind Spezialausführungen renommierter Veredler und eigenständige Hersteller wie Alpina, Hartge und Schnitzer, ergänzt um spezifische Ausführungen für verschiedene Märkte. Über die genannten Veredler hinaus existierten weitere Firmen, die sich überwiegend auf optische Aufwertungen des E24 spezialisierten. Hierzu gehören Zubehörhersteller wie Kamei und Zender, sowie Anbieter von Breitbau-Umbauten, darunter Langenberg, Koenig-Specials, Gemballa und ABC-Exclusive. Besonders hervorzuheben ist das von der BMW Motorsport GmbH kreierte M-Modell, welches mit einer Fertigungszahl von lediglich 5.855 Exemplaren heute als außerordentlich begehrenswert gilt.
     
  5. Erfolge im Motorsport: Modelle, die in bedeutenden Rennen oder Rallyes erfolgreich waren, entwickeln oftmals einen höheren Sammlerwert. Motorsportfans werden sich an die Erfolge des E24 bei verschiedenen 24-Stunden-Rennen erinnern. So konnte der 635 CSi im Rahmen der Tourenwagen-Europameisterschaft (Meister 1981, 1983, 1986) in den Jahren 1983, 1985 und 1986 Siege beim 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps feiern. BMW 6er Modelle siegten außerdem 1984 und 1985 beim 24-Stunden-Klassiker auf dem Nürburgring, hinzu kamen Erfolge wie 1984 der Gesamtsieg bei der Premiere des DTM-Vorläufers „Deutsche Produktionswagen Meisterschaft“. Darüber hinaus sammelten die Fahrzeuge Titel in den japanischen und australischen Tourenwagen-Meisterschaften.
     
  6. Kulturelle Bedeutung: Fahrzeuge, die in renommierten Filmen, Fernsehserien oder im Besitz bekannter Persönlichkeiten stehen, erlangen durch ihre damit verbundene kulturelle Assoziation oftmals gesteigerten Wert. So diente der BMW 6er in der Fernsehserie „Der Bulle von Bad Tölz“ als Dienstwagen von Benno Berghammer. In „Dallas“ nutzte Cliff Barnes über mehrere Staffeln einen E24. Ebenso ist ein E24 prominent im Film „Lammbock“ vertreten. In der US-Serie „Das Model und der Schnüffler“ fuhren Cybill Shepherd und Bruce Willis einen goldenen BMW 633 CSi, während Avery Brooks in „Spenser“ einen schwarzen 6er steuerte. In „Brennpunkt L.A.“ wird ein rotes E24-Modell in einer Verfolgungsjagd gezeigt. „Zurück in die Zukunft II“ featured Griff in einem futuristisch umgebauten BMW 633 CSi. Der Film „Feuer und Eis“, die Komödie „Karambolage“ und das Musikvideo „Do it right“ von Martin Solveig zeigen ebenfalls markante Auftritte des BMW 6er. In „Die Reise ins Ich“ von 1987 wird der Hauptcharakter von einem Killer in einem BMW E24 verfolgt. - mehr kulturelle Einbindung geht kaum.

Diese Faktoren zusammen tragen dazu bei, den Markt- und Sammlerwert eines Oldtimer-Modelltyps positiv zu beeinflussen.

Der Einstieg in die Welt des 6er BMW ist auch heute noch für 15.000 bis 20.000 EUR möglich. Der extrem seltene M 635 CSi ist eine echte BMW-Legende, entsprechend begehrt und teuer ist er. Preise zwischen 60.000 und 70.000 Euro werden für gute Fahrzeuge mit überwiegend höheren Laufleistungen angeboten, bei rund 100.000 liegen M 635 CSi im Zustand der Note 1, für einen Alpina B7 Turbo sogar 30 % mehr. Der BMW 635 CSi (E24) entwickelte sich das Masterpiece unseres Gründers mit einer Wertentwicklung von mehreren 100 Prozent in den vergangenen 15 Jahren auch als Kapitalanlage.

Foto: BMW Classic Group