Zum Hauptinhalt springen

Neuigkeiten von Radermacher & Partner

BMW stellt vor 47 Jahren den ersten 7er vor

Lesen Sie nachfolgend sieben bemerkenswerte Fakten zum ersten BMW Siebener, der Oberklasse-Baureihe aus den 70er/ 80er Jahren.

Im Mai 1977 lancierte BMW mit dem ersten 7er (E23) seine Oberklasse-Baureihe, unter der technischen Leitung unseres Gründers Dr.-Ing. Karlheinz Radermacher, dem damaligen Vorstandsmitglied für Forschung & Entwicklung der BMW AG. Der Siebener positionierte sich als primärer Wettbewerber der Mercedes-Benz S-Klasse.

Für alle interessierten "Weiterleser" haben wir nachfolgend sieben Fakten zum Siebener zusammengestellt:

  1. Über die Laufzeit breite Modellpalette: Seine Käufer hatten umfassende Varianten zur Auswahl, wie 728, 728i, 728iS, 730, 732i, 733i, 735i und 745i. Wobei Letzterer im April 1980 als Spitzenmodell eingeführt wurde. Der 745i, angetrieben von einem 3,2-Liter-Motor, der mittels Turbolader und Ladeluftkühler auf 252 PS und ein Drehmoment von 380 Nm optimiert wurde, erreichte eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 7,9 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 227 km/h.
     
  2. Produktionszahlen belegen Markterfolg: Mit über 285.000 produzierten Einheiten bis 1986 steigerte der E23 die Absatzzahlen gegenüber dem Vorgängermodell E3 um mehr als 50%. Vom Spitzenmodell 745i wurden davon allerdings "nur" 16.031 Einheiten hergestellt.
     
  3. Zauberformel der Modellbezeichnung: Unser Karlheinz erklärte mir die Berechnungsgrundlage. Die vorangestellte 7 stand für die Baureihe, die zwei Ziffern hinter der 7 benennen als Kürzel typischerweise den Hubraum. Der 745i stammte aus dem 732i abgeleiteten Motor mit anfangs 3.210 ccm Hubraum. Die Multiplikation von 32 mit dem damals im Motorsport üblichen Verstärkungsfaktor für Turbomotoren (Hubraum mal 1,4 = Hubraumklasse) ergab dann die Zahl 4.494, die gerundet als 45 hinter die 7 geschrieben wurde. So entstand die Bezeichnung 745i. Die Modellbezeichnung 745i wurde 1983 bei der Hubraumerhöhung auf 3.430 ccm beibehalten, ansonsten hätte es noch einen 748i gegeben.
     
  4. Technologische Innovationen und Baukastenprinzip: Der 7er führte viele Neuerungen ein, darunter die elektronisch gesteuerte Benzineinspritzung, das Antiblockiersystem (ABS) und den On-Board Computer mit Serviceintervallanzeige. Die Innovationen zielten auf effiziente Motorleistung, verbesserte Sicherheit und erhöhten Fahrkomfort. Dank des modularen Baukastensystems von BMW teilt der E23 viele Komponenten und Bauelemente mit den Serien E28 (5er) und E24 (6er). Das vereinfacht die Ersatzteilbeschaffung über den gesamten Life Cycle.
     
  5. Historisches Kulturgut: Das Flaggschiff 745i wird heute als gut erhaltener Klassiker für rund 50.000 Euro gehandelt. Der Neupreis lag seinerzeit bei 81.600 DM. Der Turbomotor des 745i ist bekannt für seine Zuverlässigkeit und kann Laufleistungen von über 300.000 km erreichen. Wem der Preis für den 745i (E23) zu hoch ist, dem empfehle ich den Kauf eines 735i (siehe Foto), er wurde sehr viel öfter gebaut, hat etwas weniger Leistung und Drehmoment, wiegt aber weniger als der 745i und beschleunigt deshalb ungefähr genauso schnell. Die Marktpreise dürften ca. 30% niedriger sein, als beim 745i. Die Verfügbarkeit von Ersatzteilen wird durch BMW Group Classic sichergestellt. Spezialisierte Dienstleister reparieren im Bedarfsfall Elektronikbauteile und Steuergeräte, man muss sie nur kennen.
     
  6. Kaum bekannter Supersportler: Zwischen 1984 und 1987 war der BMW 745i SA der schnellste Serien-7er der Welt und damit das heimliche Spitzenmodell der Modellpalette. Er kostete rund 150.000 DM. Der Supersportler ist mit nur 209 gebauten Exemplaren sehr selten und in Europa nahezu unbekannt. Denn der 745i SA entstand bei BMW in Südafrika und wurde nur als Rechtslenker gebaut. Der Serienmotor des 745i hat an der rechten Seite des Motorblocks einen Turbolader platziert. Der Lader würde bei Rechtslenkern mit der Lenksäule kollidieren. Linksverkehrende Länder wie z.B. Großbritannien verzichteten daher auf das Topmodell der Baureihe. BMW South Africa baute stattdessen den legendären Hochdrehzahlmotor M88 des BMW M1 sogar mit Bosch-Einspritzanlage ein. Dort leistet das 3.453 ccm große Aggregat 290 PS und erreicht mit einem Drehmoment von 340 Nm eine Höchstgeschwindigkeit von 236 km/h, in weniger als 7 Sekunden beschleunigt der Bolide von 0 auf 100 km/h. BMW Motorsport-GmbH lieferte zudem weitere Komponenten, wie z.B. Abgas- und Bremsanlage. 17 Exemplare erhielten auf Wunsch sogar ein manuelles Getrag-Fünfganggetriebe. Jetzt versteht man auch den gewaltigen Mehrpreis für das Fahrzeug aus Südafrika. Wer diesen legendären Sauger einmal im mittleren Drehzahlbereich gehört hat, vergisst ihn nie wieder. In Südafrika wurden mit diesem Siebener sogar Rennen gefahren.Ein einziges Exemplar des BMW 745i SA habe ich auf den typischen Online-Verkaufs-Plattformen entdeckt,allerdings mit Serien-Automatikgetriebe von ZF.
     
  7. Wasserstoff-Pionier: Der E23 diente sogar als erstes umgerüstetes Erprobungsmodell für den bivalenten Betrieb mit flüssigem Wasserstoff und Benzin.1980 fuhr ein BMW der 7er Reihe als erstes mit tiefkaltem Flüssigwasserstoff (-253 °C) angetriebenes Automobil in Europa. Kern der seinerzeitigen Antriebsentwicklung war die Gemischbildung, bei der BMW eng mit der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DLR) zusammenarbeitete. Rund 25 Jahre später präsentierte BMW den BMW Hydrogen 7 als Vorreiter für Serienfahrzeuge mit Wasserstoffantrieb. Vielleicht hätten die Ingenieure damals dranbleiben sollen.

So ist also auch der erste Siebener mit seinem Marktdebut vor 47 Jahren heute ein bemerkenswertes automobiltechnisches Kulturgut.

Fotos: BMW Group Classic (Detailansicht), Johnathan Kaufman auf Unsplash (Listenansichten)